Am besten Elternzeit planen und gleichzeitig die eigene Karriere im Blick zu behalten, ist eine Herausforderung, die viele unterschätzen. Ich habe in meinen 15 Jahren in leitenden Positionen immer wieder erlebt, dass sich Mitarbeiter zwischen Familie und Job zerrissen fühlten. Der Schlüssel liegt nicht im “Entweder-oder”, sondern im klugen Planen der Elternzeit für die Karriere. In diesem Artikel teile ich acht konkrete Strategien, die sich in der Praxis bewährt haben – keine graue Theorie, sondern Erfahrungen aus echten Projekten, Beratungsgesprächen und Personalentscheidungen.
Bewusstsein für Prioritäten schaffen
Bevor Sie überhaupt an die Formalitäten der Elternzeit denken, sollten Sie Ihre eigenen Prioritäten klären. In meiner Arbeit habe ich immer wieder gesehen, wie Mitarbeiter scheitern, weil sie sich nicht darüber im Klaren waren, was ihnen in dieser Lebensphase wirklich wichtig ist.
Die Realität ist: Elternzeit ist mehr als ein bürokratischer Prozess – es ist eine bewusste Entscheidung, wie Sie Ihre Energie zwischen Familie, Karriere und persönlicher Weiterentwicklung verteilen. Manche wollen die komplette Zeit nutzen, um ausschließlich für das Kind da zu sein. Andere planen schon früh, zwischendurch fachlich am Ball zu bleiben.
In Beratungsgesprächen sagte mir einmal ein junger Manager: “Wenn wir alles gleichzeitig wollen, verlieren wir auf beiden Seiten.” Genau das ist der Kern – Sie brauchen eine ehrliche Bestandsaufnahme. Ein praktischer Ansatz ist, die 80/20-Regel zu nutzen: 20% der richtigen Entscheidungen in der Elternzeit wirken sich auf 80% Ihrer Karriereauswirkungen aus.
Wer seine Prioritäten sauber klärt, hat später weniger Konflikte im Job und vermeidet auch familiäre Überlastung.
Rechtliche Rahmenbedingungen verstehen
Viele unterschätzen, wie komplex die gesetzlichen Vorgaben zur Elternzeit in Deutschland sind. Ich habe es mehrfach erlebt, dass gut qualifizierte Führungskräfte mit falschen Annahmen gestartet sind – und dadurch beschränkte Optionen hatten.
Das Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz (BEEG) gibt den Rahmen klar vor: Bis zu drei Jahre pro Kind können genommen werden, auch in Abschnitten. Doch was auf dem Papier funktioniert, sieht in der Realität oft anders aus. Arbeitgeber legen Wert auf Planbarkeit. Wer zu kurzfristig oder vage mitgeteilt hat, wann er zurückkommt, hat später Nachteile bei Karriereoptionen.
In der Praxis rate ich immer: Frühzeitig informieren, die Fristen kennen (mindestens sieben Wochen vorher anmelden) und offen mit dem Arbeitgeber sprechen. Eine Führungskraft, mit der ich zusammenarbeitete, hatte ihre Elternzeit zu spät angemeldet – Ergebnis: Sie musste eine geplante Beförderung verschieben. Das tat weh, war aber vermeidbar.
Die Lektion: Gesetze sind die Grundlage, aber das taktische Verständnis, wie man sie auf die eigene Karriere anwendet, ist entscheidend.
Elternzeit in die Karriereplanung integrieren
Elternzeit und Karriere sind kein Widerspruch, solange Sie das Ganze strategisch angehen. Ich habe erlebt, wie Mitarbeiter mit kluger Planung die Zeit sogar als Karrieresprungbrett genutzt haben.
Ein Beispiel: Ein Projektleiter, den ich begleitete, nutzte seine zweijährige Elternzeit, um ein berufsbegleitendes Fernstudium zu absolvieren. Als er zurückkam, stieg er direkt in eine höhere Position ein – weil er zusätzliche Fachkenntnisse mitgebracht hatte. Das ist selten, aber zeigt: Elternzeit ist auch eine Investitionszeit.
Das funktioniert nur, wenn man frühzeitig mit der Personalabteilung spricht und Entwicklungsoptionen identifiziert. Karrierepläne verändern sich – und kluge Mitarbeiter nutzen diese Phase, um sich zu repositionieren.
Schauen Sie auf Ihre langfristigen beruflichen Ziele: Ist Ihr nächstes Karriereziel eine Führungsrolle, ein Wechsel in ein neues Themengebiet oder die Vertiefung einer Spezialkompetenz? Dann überlegen Sie, wie sich die Elternzeit sinnvoll mit diesen Zielen verbinden lässt.
Kommunikation mit Vorgesetzten und HR
In meiner Erfahrung entscheidet Kommunikation über Erfolg oder Misserfolg der Elternzeit in der Karriereplanung. Ich habe Mitarbeiter gesehen, die monatelang nicht mit ihrem Chef gesprochen haben – und dann enttäuscht waren, wenn ihre Rückkehr nicht „geplant“ war.
Hier gilt: Offene Gespräche sind kein Risiko, sondern eine Chance. Ich empfehle ein klares Erwartungsmanagement. Fragen Sie:
- Welche Projekte laufen während meiner Abwesenheit weiter?
- Wie kann ich den Übergang unterstützen?
- Welche Optionen habe ich bei der Rückkehr?
Eine Klientin von mir hat ihren Wiedereinstieg clever verhandelt: Sie plante ihre Elternzeit in Etappen und besprach früh mit HR, wie sie mit Teilzeit zurückkommen kann. Ergebnis: Sie blieb sichtbar im Unternehmen und wurde trotz längerer Abwesenheit kurz nach ihrer Rückkehr befördert.
Look, das Geheimnis ist: Reden Sie klar, verbindlich und ehrlich. Schweigen schafft Misstrauen.
Finanzielle Aspekte berücksichtigen
Die finanzielle Dimension wird gern unterschätzt. Ich habe erlebt, wie Mitarbeiter ihre Elternzeit voller Euphorie antraten – und nach einigen Monaten Stress bekamen, weil das Elterngeld niedriger war als gedacht.
Das BEEG regelt, dass man bis zu 67% des letzten Nettoeinkommens (gedeckelt auf 1.800 Euro monatlich) erhält. Das klingt gut, reicht aber nicht immer. Besonders wichtig ist die Brücke: Was passiert, wenn Sie länger wegbleiben und Ihr Einkommen sinkt – wie wirkt sich das später auf Ihre Rentenpunkte und Boni aus?
In meiner Beratung empfehle ich, ein Haushaltsbudget zu erstellen, mindestens sechs Monate im Voraus. Prüfen Sie: Welche Fixkosten sind nicht verhandelbar, wo geben Sie flexibel aus? Und überlegen Sie, ob sich Einsparungen oder zusätzliche Einnahmequellen lohnen.
Ein Manager sagte mir: „Hätte ich das früher gerechnet, hätte ich lieber Teilzeit statt vollständiger Pause gewählt.“ Genau dort steckt viel Karrierelogik – wer finanziell entspannt bleibt, kehrt souveräner zurück.
Netzwerk und Sichtbarkeit erhalten
Die größte Gefahr in der Elternzeit ist das Vergessenwerden. Ich habe zahllose Beispiele gesehen, in denen talentierte Leute nach zwei Jahren Abwesenheit quasi bei null anfingen.
Die Lösung ist nicht, permanent erreichbar zu sein, sondern strategisch sichtbar zu bleiben. Schreiben Sie gelegentlich auf LinkedIn, pflegen Sie Kontakte zu Kollegen, besuchen Sie mal eine Unternehmensveranstaltung. Ich habe einen ehemaligen Kollegen, der alle drei Monate aktiv an Teammeetings teilnahm – rein als Gast. Ergebnis: Niemand hatte das Gefühl, er sei „weg“.
Von der Praxis aus betrachtet: Es geht nicht darum, jede Woche präsent zu sein. Es reicht, bewusst alle paar Monate ein Signal zu setzen. Das vermittelt: Ich bin noch Teil des Spiels und bereit zurückzukommen.
Die Realität ist: Wer in der Elternzeit komplett abtaucht, zahlt bei der Rückkehr einen hohen Preis in Sichtbarkeit und Karrieregeschwindigkeit.
Flexibilität beim Wiedereinstieg
Ich habe in den letzten Jahren gesehen, dass die Art des Wiedereinstiegs oft wichtiger ist als die Länge der Elternzeit. Viele kehren zurück mit der Erwartung: „Ich mache wieder 100% wie früher.“ Doch das klappt selten.
Die meisten Unternehmen sind heute offen für flexible Modelle: Teilzeit, Homeoffice, Jobsharing. Aber das funktioniert nur, wenn Sie es vorher klug verhandeln. Ein Beraterkollege von mir hat mit 75% Arbeitsplatzumfang zurückgefunden – und war nach einem halben Jahr wieder voll im Geschäft.
Der Wiedereinstieg ist keine Schwarz-Weiß-Entscheidung. In meinen Projekten rate ich dazu, mit mehreren Szenarien zu planen („Was ist, wenn ich nur 50% anfangen kann?“, „Wie halte ich mich für Beförderungen bereit?“).
Die Karriere bleibt intakt, wenn Sie zeigen: Ich bin anpassungsfähig, aber langfristig ambitioniert.
Elternzeit und Unternehmenskultur
Vergessen Sie nicht: Unternehmen reagieren sehr unterschiedlich auf Elternzeit. Ich habe Firmen erlebt, in denen es selbstverständlich war, dass Führungskräfte in Elternzeit gehen. In anderen galt es fast als Karriereknick.
Das Entscheidende ist, Ihre Unternehmenskultur realistisch einzuschätzen. Wenn die Kultur eher konservativ ist, sollten Sie besonders frühzeitig offene Gespräche führen und Argumente liefern, warum Ihre Elternzeit kein Risiko darstellt.
Auf der anderen Seite habe ich Unternehmen gesehen, in denen Elternzeit geradezu als „Leadership-Test“ galt – wer Verantwortung für Familie übernimmt, kann auch Teams führen. Eine spannende Entwicklung, die zeigt, wie sehr sich unsere Arbeitswelt verändert.
Bevor Sie planen: Prüfen Sie, wie Ihre Firma tickt. Das ist mindestens genauso wichtig wie die rechtlichen Rahmenbedingungen. Mehr Informationen finden Sie auch auf Portalen wie familienportal.de.
Fazit
Am besten Elternzeit planen heißt: Ehrlich die eigenen Prioritäten prüfen, rechtliche und finanzielle Grundlagen verstehen, strategisch kommunizieren und sichtbar bleiben. Ich habe gesehen: Wer das Thema professionell und bewusst angeht, gewinnt auf beiden Seiten – mehr Nähe zur Familie und eine gestärkte Karriere.
FAQs
Wie lange kann ich Elternzeit nehmen?
Bis zu drei Jahre pro Kind, aufteilbar in mehrere Abschnitte.
Kann ich während der Elternzeit in Teilzeit arbeiten?
Ja, bis zu 30 Stunden pro Woche sind möglich.
Wie wirkt sich Elternzeit auf die Rente aus?
Elternzeit wird durch Kindererziehungszeiten angerechnet und mindert nicht automatisch Rentenpunkte.
Muss ich die Elternzeit beim Arbeitgeber anmelden?
Ja, mindestens sieben Wochen vorher schriftlich.
Was passiert mit meinem Job in der Elternzeit?
Sie haben Anspruch auf Rückkehr zu einer gleichwertigen Position.
Beeinflusst die Elternzeit meine Karrierechancen?
Ja, wenn Sie komplett unsichtbar werden. Mit kluger Planung bleiben Sie im Spiel.
Bekomme ich während der Elternzeit Gehalt?
Nein, Sie erhalten Elterngeld, nicht Lohnfortzahlung.
Kann der Arbeitgeber die Rückkehr verzögern?
Nein, Sie haben Rechtsanspruch auf die Wiedereinstellung nach Ablauf der Elternzeit.
Kann ich Elternzeit und Elterngeld gleichzeitig beantragen?
Ja, beides muss jedoch separat beantragt werden.
Wie viel Elterngeld bekomme ich?
Bis zu 67% des Nettoeinkommens, maximal 1.800 Euro im Monat.
Was ist, wenn ich Zwillinge bekomme?
Anspruch auf Elternzeit gilt für jedes Kind, Elterngeld erhöht sich entsprechend.
Kann ich die Elternzeit aufteilen?
Ja, Sie können die Zeit auf verschiedene Abschnitte verteilen.
Gibt es Sonderregelungen für Väter?
Nein, Väter haben denselben Anspruch wie Mütter.
Zählt Elternzeit als Berufserfahrung?
Formal nicht, aber Soft Skills wie Organisation und Verantwortung werden anerkannt.
Kann ich Elternzeit im Ausland verbringen?
Grundsätzlich ja, aber Bedingungen beim Elterngeld variieren.
Was ist mit Urlaubstagen während der Elternzeit?
Arbeitgeber dürfen Urlaub anteilig kürzen, aber verbleibende Tage können später genutzt werden.